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Geiz macht blöd – Fallstudie

Eingetragen am 2005-05-31 17:02 von Thorsten Sommer unter #andererseits.

Diese ausgemachte Fallstudie von Geiz macht blöd kann ich meinen Lesern auf keinen Fall vorenthalten:

Letztens erhielt ein Interessent von mir einen Kostenvoranschlag für zwei Pages, teilweise mit Online-Verwaltungsoberfläche. Auf meine Nachfrage, ob noch Fragen offen wären, kam folgendes Mail zurück:

nun es hat sich ergeben, dass mehrere Studenten die Homepage natürlich weit günstiger machen. Ich muss sagen, dass Ihr Preis sehr hoch ist und ich dem nicht näher treten kann. Es gibt derzeit so viele Leute, die Homepages machen und die Preise auch für Tophompages sind sehr günstig. Ihr Preis liegt in etwa rund 70 % höher als die Preise von anderen Anbietern. Leider muss ich Ihnen diese Mitteilung machen und wir können nur dann ins Geschäft kommen, wenn Sie einen weit geringeren Preis anbieten können.

[ via: EGM-Weblog ]
[ via: Moving Target Linkdump ]
[ via: Werbeblogger ]

Jaja, so kann es gehen. Kein Geld ausgeben wollen, aber selber dick die Kohle scheffeln. Der Kunde von Herrn Michalek ist für mich ein Stereotyp meiner Theorie. Hilflosigkeit und Frustration sind auch meine Reaktion auf solch ein Verhalten. Doch scheinbar werden solche Billigheimer davon nur noch mehr angestachelt. Eine konstruktives Gespräch mit der Kernaussage: „Mehr Geld heißt nicht unbedingt (nur) teurer, sondern vor allem auch mehr Leistung“, kommt in den allerwenigsten Fällen zustande. Da lobe ich mir doch die Leute, die es sich leisten können einfach mal „Nein“ zu sagen – zu Aufträgen, Kunden oder einfach Blödmännern.

Das Zitat von John Ruskin (ebenfalls aus dem EGM-Weblog) passt da wie die berühmte Faust auf’s Auge:

„Es gibt kaum etwas auf dieser Welt, das nicht irgend jemand ein wenig schlechter machen und etwas billiger verkaufen könnte, und die Menschen, die sich nur am Preis orientieren, werden gerechte Beute solcher Machenschaften. Es ist unklug, zuviel zu bezahlen, aber es ist auch unklug, zuwenig zu bezahlen. Wenn Sie zuviel bezahlen, verlieren Sie etwas Geld, das ist alles. Wenn Sie dagegen zuwenig bezahlen, verlieren Sie manchmal alles, da der gekaufte Gegenstand die ihm zugedachte Aufgabe nicht erfüllen kann. Das Gesetz der Wirtschaft verbietet es, für wenig Geld viel Wert zu erhalten. Nehmen Sie das niedrigste Angebot an, müssen Sie für das Risiko das Sie eingehen, etwas hinzurechnen. Und wenn Sie das tun, dann haben Sie auch genug Geld, um für etwas Besseres zu bezahlen.“

In diesem Sinne wiederhole ich mich: Geiz macht blöd.

 

Zwei Kommentare:

Ich habe mir inzwischen (wieder) angewöhnt, lieber etwas länger auf etwas zu sparen, und dann so etwas aus der Mittelklasse zu kaufen. Meine Tastatur zuhause ist eine rund 15 Jahre alte Cherry G80. Die Tastaturen hier im Geschäft wackeln, klappern, haben keinen vernünftigen Druckpunkt. Und unsere Sekretärinnen liefern die nach spätestens 2 Jahren. (Die tippen wirklich SEHR viel!)

Ok, von meiner Tastatur kann von aufgerauhten Tasten nicht mehr die Rede sein, aber die Buchstaben sind noch alle da. Alle 2 Jahre wird mal aufgeschraubt und mit Pressluft der Dreck rausgepustet und gut ist.

You get what you pay for.

Holger Mitterwald, 2005-06-01 09:23

Ein dazu ebenfalls passender Satz: "Ich bin viel zu arm, um billig einzukaufen".

Auch wir haben schon den Fall gehabt, daß wir eine Dokumentation für eine sehr umfangreiche web site erstellt haben. Anschließend haben Auszubildende (!!!) diese site anhand unserer Dokumentation eher schlecht als recht auf die Beine gestellt - ohne php-Programmierung - weil: komplett in die Karten haben wir uns ja nicht schauen lassen.

Wir sind in der heutigen Zeit ebenfalls über jeden Auftrag höchst erfreut, trotzdem verlangen wir für eine Dokumentation inzwischen Geld, das bei Auftragserteilung auf den Auftrag angerechnet wird. Springt der Kunde dann wegen dieser Handhabung ab, kann man sich leicht ausmalen, daß man den Auftrag kaum bekommen, aber obendrein noch viel Zeit investiert hätte.

Für nothing arbeitet niemand gerne.

M. Wehrstedt, 2005-07-13 00:12