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Gastrosophie, Gastronomie, Sammelleidenschaft – vereint durch Speisekarten, beschrieben durch kurze Beiträge, Web-Tipps, Ideen und Ansichten.
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Speisekarten-Beratung: Sofia

Eingetragen am 2008-10-23 19:19 von Thorsten Sommer unter #beratung.

Große Speisekarten-Beratung No. 4 – Das/die Café Bar Sofia hat mich/uns um Unterstützung gebeten. Also ran, Junx&Madels! Was haltet ihr von dieser Karte:

Weitere Eindrücke dieses – aus meiner Sicht sehr bunten – Betriebes finden sich im Sofia-Blog. U. a. sind dort auch einige interessante Fotos zu finden ;-)

Lasset die Beratungen beginnen. – Eine Zusammenfassung aller Anmerkungen zusammen mit meinen eigenen dann demnächst in einem Eintrag ganz hier in Ihrer Nähe :-)

PS: Hier noch einmal Vorder- und Rückseite als großformatige Bilder.

 

Zehn Kommentare:

Ich möchte vorweg anmerken, dass das Antioxidationsmittel inzwischen bereits richtig geschrieben ist (i statt y).
Auch die Kennzeichnung der Limonaden mit 1, 2, 3, 4 ist korrigiert. Und den Wein werde ich natürlich auch noch korrigieren. Soweit ich verstanden habe, fehlt da eine Qualitätsbezeichnung... Man lernt nie aus.
Was ich als Gastronom noch anmerken möchte ist, dass man von den Herstellern der Produkte ziemlich im Stich gelassen wird. Während ich auf der Spreequell-Homepage noch die entsprechenden Angaben gefunden habe (aber auch nicht explizit für die Zusatzstoffhinweise aufgeschlüsselt, sondern zum selber raten, was man angeben muss), habe ich bei Coca Cola außer sehr viel bla über Nährwert und so rein gar nichts über die deklarationspflichtigen Zusatzstoffe gefunden

Nicolas, 2008-10-29 17:33

Also, ich kann angesichts der geringen Aufloesung der Graphik zu wenig erkennen, um was zur Karte sagen zu können. Könnte man sie in einer höheren Auflösung zum Download anbieten?

Gerhard Schoolmann, 2008-11-06 14:24

Ok, habe jetzt zwei großformatige Ansichten von Vorder- und Rückseite an den Eintrag angehängt. Gruß, thSo

thSo, 2008-11-09 13:55

Dann fange ich mal an:
Mir fehlt die Einheit bei den Getränken zB Augustiner Edelstoff 0,5.... 3.-
Das könnte auch 0,5 Hektoliter für 3.-$ bedeuten, und das auf der ganzen Karte.
Bei den Longdrinks fehlen bei manchen Drinks die Zusatzstoffkennzeichnung, dafür wird hier die Maßeinheit für den Schnaps mit 4 cl angegeben.
Die Angabe des Alkoholgehalts braucht man nicht und bringt auch noch Unruhe ins Bild, zumal es einfach hinter den jeweiligen Artikel *geklebt* ist
Die Getränke, die in Flaschen verabreicht werden, sollten auch entsprechend gekennzeichnet sein.
Die eingebundenen Logos wären nur akzeptabel, wenn dafür auch entsprechend ein Gegenwert generiert wird, stören mich aber in dieser Form bei dieser Art der Karte schon.
Ich verstehe nicht warum es nur bis 20 Uhr Kaffee gibt und warum der Alkohol erst/schon ab 18 "fließt", ab wann gibt es denn die Nonalko .
Das Design ist mir persönlich zu unruhig und es findet viel mehr Design als Karte statt.
Das ausgerechnet Stuttgart ein *Servicemekka* sein sollte, wäre mir neu, halte ich auf einer Karte aber auf jeden Fall für fehl am Platz.
Das man keine Cocktails kann, ok, würde ich aber nicht besonders betonen, sondern was man besonders gut kann.
Das scheinen mir Platzfüller zu sein, die ich auf einer Karte nicht brauche. Hier könnte man wiederkehrende Aktionen bewerben oder die Sponsoren der Karte aufführen.


Jürgen, 2008-11-16 00:48

Erstmal Danke für die Mühe, sich die Karte genauer anzusehen.
Nun meine Antworten zu den einzelnen Punkten.
Fehlende Einheiten: Es wäre ein sehr häufig wiederkehrendes Element auf der Karte, das meiner Meinung nach nicht schön aussehen würde und außerdem Platz fräße. Zumal ich davon ausgehe, dass in Deutschland das Literbezeichnungssystem üblich ist und auch der Euro als erwartbares Zahlungsmittel angesehen wird.
Zusatzstoffkennzeichnung wird angepasst! Die Maßeinheit habe ich dort mit 4cl angegeben, da in einem natürlichsprachlichen Satzfragment eine Angabe wie 0,04 l meiner Meinung nach unschön wäre.
Den Alkoholgehalt braucht es tatsächlich nicht zwingend, jedoch gibt es gerade bei den Schnäpsen viele Leute, die auf einen besonders hohen oder beseonders niedrigen Alkoholgehalt Wert legen, bzw. überhaupt keine Ahnung davon haben. Bevor diese Angaben in der Karte drin standen, gab es doch relativ häufig Nachfragen zu diesem Thema. Das führte dau, dass man eben auch die Sachen nachgucken musste, was gerade, wenn viel Betrieb war, doch eher störend war. Die Flaschenkennzeichnung ist wahrscheinlich wünschenswert, bereitet mir allerdings ein gewisses Platzproblem.
Die eingebundenen Logos sind in der Form tatsächlich auch meiner Meinung nach nicht die topschönste Lösung. Ich hätte sie natürlich auf die Kartenrückseite packen können. Allerdings wollte ich nicht, dass bei zugeklappter oder im Dreieck aufgestellter Karte das Logopotpourrie zu sehen ist.
Die 20/18-Uhr-Regelung ist dem geschuldet, dass wir eine relativ klare Trennung zwischen Tages- und Abendgeschäft haben wollten. Der Laden ist relativ klein, wenn tagsüber dort jemand Alkohol trinkt, riecht der halbe Laden danach, außerdem ist in der Gegend eine hohe Alkoholikerdichte. Denen wollten wir keinen Anreiz geben, bereits tagsüber zu kommen. Das ist auch sehr gut gelungen. Das Kaffeegeschäft wäre abends, wenn viel los ist, eher eine Belastung. Zu nennen wäre der hohe Zeitaufwand für die Zubereitung, das Abspülen des Geschirrs usw. Dazu kommt noch, das abendliche Heißgetränketrinker sich meiner Erfahrung nach sehr lange an einer Tasse Kaffee oder Tee festhalten können, sich dann gerne mit einem Laptop oder einer Zeitung an einen Tisch setzen und so mit einem Umsatz von 1,60 Euro in zwei Stunden einen Platz blockieren, an dem genausogut vier Biertrinker sagen wir 30 Euro Umsatz machen.
Nichtalkoholische Kaltgetränke gibt es übrigens während der kompletten Öffnungszeit.
Das Design ist wohl einfach Geschmackssache.
Die Erwähnung von Stuttgart ist sicherlich etwas polemisch, kommt aber gut bei den Gästen an. Sogar bei jenen aus besagter Stadt. Allerdings konnte ich bei Gästen aus dem südwestdeutschen Raum schon häufiger eine gewisse Diskrepanz zwischen erwartetem Service und Zahlungsbereitschaft erkennen.
Das mit den Cocktails betone ich deswegen besonders, weil es in Berlin eine unglaubliche Fülle schlechter Cocktailbars gibt, mit Preisen von 3,50 Euro für den schlecht zusammengepanschten Billigstalkohol gibt. Ich will eben auch, dass die Gäste wissen, woran sie sind. Es versuchen mehr Leute als man denkt, einen zu überreden, doch irgendwas zusammenzumixen, was ich überhuapt nicht verstehe. Ich würde einen chinesischen Koch ja auch nicht überreden wollen, jetzt mal Lasagne zu machen.
Die Sponsoren wollte ich eben nicht auf der Kartenaußenseite haben.

Nicolas, 2008-11-17 09:13

Ungeduld nagt an mir. Ich bin schon sehr gespannt auf das Urteil. Wann darf ich denn damit rechnen?

Nicolas, 2008-11-27 16:59

Trackback: Speisekarten-Beratung: Sofia (2) ] Hmmm, diesmal hat es etwas gedauert, aber besser spät als nie. Hier also meine Anmerkungen zur Karte des Sofia:

Speisekarten-Blog, 2008-12-07 15:52

Jetzt bin ich spät dran. Trotzdem.

Vorab die Kleinigkeiten (ergänzend zu den vielen Anregungen der Vorredner).

Vitamalz ist ein "Malzgetränk" und kein Bier, da die umgangssprachlich Malzbier genannten Getränke nicht dem deutschen Reinheitsgebot entsprechen. Vermutlich reicht "Vitamalz" als Bezeichnung.

Ob man die Angabe der Volumina-Einheit (l, cl) weglassen kann, darüber läßt sich streiten. In der Preisangabenverordnung steht dazu

"Soweit es der allgemeinen Verkehrsauffassung entspricht, sind auch die
Verkaufs- oder Leistungseinheit und die Gütebezeichnung anzugeben, auf die sich die
Preise beziehen."

Aber wo kein Kläger, kein Richter. Eigentlich sollte ja seitens der Gäste kein Irrtum entstehen.

Cider steht in der Rubrik Bier, ist aber ein (Apfel)-Wein. (In der EU gab es Bestrebungen, zu untersagen, daß man Apfelwein Apfelwein nennen darf. Dieser Vorstoß wurde aber abgewehrt. Die Apfelweinproduzenten legen Wert darauf, Apfelwein Apfelwein nennen zu dürfen.

Logos der Getränkemarken würde ich nur einbinden, wenn die dafür zahlen.

Anders als Thorsten meint, ist ein doppelter Espresso etwas anderes als zwei einfache Espresso. Aber das ein "doppelter Espresso" das Doppelte kostet, gibt zumindest nicht den Aufwand wieder (Tasse spülen, evtl. Keksbeigabe, Arbeitsaufwand). Oder habt Ihr den Espresso eigentlich höher kalkuliert und abgerundet, um mehr Ein-Euro-Angebote zu haben?

Die Heißgetränke sind niedrig kalkuliert in Relation zu den anderen Getränken, nicht nur wegen der GEPA-Markierung. Ist das Absicht, um den Umsatz tagsüber zu steigern? Oder Konkurrenz bedingt?

Den Hinweis, daß Mehrwertsteuer und Service enthalten sind, kann man sich sparen. Das ist in Deutschland ohnehin gesetzlich vorgeschrieben. Allenfalls wenn man Gäste aus dem Ausland (insbesondere Amerikaner) hat, macht sowas einen Sinn.

Generell vermisse ich eine thematische Fokussierung des Getränkeangebots insgesamt wie auch in den einzelnen Produktgruppen / Rubriken. Sowas braucht man weniger bei vielen Laufkunden oder auch, wenn die Gäste kommen, um zu kommunizieren, also wenn das Angebot an Getränken eher den Charakter einer Versorgungsgastronomie hat. Aber um Gäste mit dem Getränkeangebot zu locken und zum Wiederkommen zu animieren, ist mir das Getränkeangebot zu beliebig - von einigen Ausnahmen abgesehen (siehe weiter unten):

Das Weinangebot ist zu eng (insbesondere in Relation zu den Spirituosen). Den Weinen fehlen die Beschreibungen (Qualitaetsstufe, Anbaugebiet, Jahrgang, ob sie trocken sind usw. bis hin evtl. zum Winzer). Es fehlt wenigstens ein Rosé oder Rotling. Oder bietet Ihr weitere Weine (im Wechsel) außerhalb der Dauerkarte an, wozu ich raten würde?

Das Bierangebot ist zwar ausreichend umfangreich, aber es fehlen Besonderheiten (von Augustiner Edelstoff mal abgesehen). Auch hier würde ich ein wechselndes, nicht so häufig zu findendes Angebot eines Bier des Monats zusätzlich empfehlen und eine noch stärkere Qualitätsfokussierung, auch vor dem Hintergrund, daß ihr ja im Blog, bei den Heißgetränken, den Likören usw. stark fokussiert.

Das Spirituosenangebot ist relativ zu umfangreich. Es fehlt eine Vertiefung des Angebots (regional, etwa Spirituosen aus Berlin und Brandenburg) oder produktgruppenspezifisch (etwa ein tieferes Angebot in einer Produktgruppe wie Wodka, Rum, Bitters usw.). Dafür kann man Zeug, was man überall findet, weglassen. Aus dem Blickwinkel eines neuen Gastes bzw. eines Gastes, der gerne was Neues sucht, sind die Liköre aus der Likörfabrik am Institut für Gärungsgewerbe im Wedding) interessant. Sowas würde ich hervorheben (in der Karte voran stellen, beschreiben, im Lokal präsentieren). Zugegeben: In Eurem Blog und möglicherweise vor Ort macht Ihr das ja auch, z.B. den Held Wodka vorstellen.

"Pernod Ricard" gibt es nicht. Das sind zwei verschiedene Sorten, wenn auch beide von der Firma Pernod Ricard AG. Ihr habt ja, sehe ich im Blog, den meines Erachtens besseren Pastis 51 neu gelistet.

Kaffee:
Ihr schreibt "Bio". Juristisch gesehen benötigt man für den Ausschank offener Bio-Getränke eine Bio-Lizenzierung. Zugegeben: diese Chose bei offenen Getränke etwas umstritten. "bio" bei Tee wäre okay, wenn ihr Teebeutel verwendet und die entsprechend von Hersteller gesiegelt sind.

Eine mögliche Fokussierung der Karte könnte auch in Richtung mehr Bio gehen. Dann könnte man Vitamalz ersetzen durch das Neumarkter Lammsbräu Aktiv-Malz (Bio), was mir persönlich auch besser schmeckt. Dann könnte man auch Bio-Biere und Biowein einbauen (wobei bei offenem Weinausschank das selbe gilt wie bei offenem Bio-Kaffee und -tee).

Die teilweise von den Vorrednern kritisierten "Hinweise" finde ich inhaltlich und sprachlich an sich okay, weil sie über die Inhalte hinaus Euer (angestrebtes) Image transportieren. Andererseits könnte man da auch kürzen, da die auf diese Weise ansprechbaren Gäste um Alleinstellungsmerkmale anzupreisen. Aber das kann man sicherlich auch anders machen (durch Flyer und andere Hinweise vor Ort).

Gerhard Schoolmann, 2008-12-08 14:38

sorry, aber die karte sieht aus wie eine congstar-werbung

Pji, 2009-02-12 15:36

@pji: Aber unsere Karte gabs früher!

Nicolas, 2009-07-08 01:27